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Brustkrebs: Was sind prognostische und prädiktive Tests?

Redaktion Mamma Mia!

prognostische und prädikative Tests
© iStock / Kkolosov

Prognostische Tests lassen Aussagen darüber zu, wie eine Brustkrebserkrankung vermutlich verlaufen wird. Prädiktive Tests können dagegen vorhersagen, welchen Nutzen eine Behandlung voraussichtlich haben wird. Biomarkertests bei Brustkrebs können wichtige Antworten auf die Frage nach dem Nutzen einer Chemotherapie liefern. 

Für Frauen mit Brustkrebs gibt es heute verschiedene Behandlungsmöglichkeiten – von Operation über Bestrahlung bis hin zur Chemotherapie, Antihormontherapie und zielgerichteten Therapien. Doch welche Behandlung hilft welcher Frau? Dabei spielt heute immer mehr der individuelle „Fingerabdruck“ eines Tumors mit. Damit sind spezielle biologische und molekulargenetische Eigenschaften von Krebszellen gemeint. Sie unterscheiden sich von Brustkrebs zu Brustkrebs. Ärztinnen und Ärzte versuchen daher, die Brustkrebstherapie anhand dieser Merkmale auf jede Frau individuell zuzuschneiden. Es gibt also nicht „die eine“ Therapie oder Behandlungskombination, die allen Frauen mit einem Mammakarzinom gleichermaßen hilft.

Was sind prognostische und prädiktive Faktoren?

Bekannt sind einige Faktoren, die den Verlauf von Brustkrebs beeinflussen. Das sind prognostische Faktoren. Sie lassen Rückschlüsse darauf zu, wie hoch das Risiko für einen Rückfall (Rezidiv) oder Metastasen in anderen Organen wie der Leber, Lunge oder den Knochen ist. Prognostische Marker beeinflussen das krankheitsfreie Überleben (ohne Brustkrebs) sowie das Gesamtüberleben.

Daneben gibt es bestimmte Eigenschaften von Tumorzellen, anhand derer sich voraussagen lässt, ob eine bestimmte Krebsbehandlung bei einer Frau mit Brustkrebs wirksam sein könnte. Der Nutzen einer Behandlung lässt sich aufgrund dieser Merkmale abschätzen. Diese bezeichnen Fachleute als prädiktive Faktoren.

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Prognostische und prädiktive Faktoren im Überblick

Prognostische Faktoren werden bei Brustkrebs seit vielen Jahren routinemäßig bestimmt. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Tumorgröße
  • Lymphknotenstatus – die Anzahl der Lymphknoten, in denen Krebszellen nachweisbar sind.
  • Differenzierung: Wie ähnlich sind die Krebszellen gesunden Zellen (wie gut sind sie differenziert)? Je weniger differenziert, desto aggressiver sind die Krebszellen und desto rascher teilen und vermehren sie sich. Dieses „Grading“ wird von G1 bis G3 angegeben.
  • Hormonempfindlichkeit (Hormonrezeptorstatus): Besitzen die Krebszellen Andockstellen (Rezeptoren) für die Hormone Östrogen (ER+) und/oder Progesteron (PgR+)? Ein hormonempfindlicher Brustkrebs braucht diese Hormone für sein Wachstum. Dies macht man sich in der Antihormontherapie zunutze.
  • HER2-Status: Sind auf den Tumorzellen vermehrt Rezeptoren für humane epidermale Wachstumsfaktoren (HER) nachweisbar? Diese leiten Signale ins Zellinnere und kurbeln so die Zellteilung an. HER2-positive Tumore sind oft aggressiver und die Zellen teilen sich schneller.
  • Ki67: Dieser Marker zeigt, wie schnell sich die Krebszellen teilen. Aggressive Tumore haben eine hohe Zellteilungsrate und der prozentuale Ki67-Wert ist hoch.

 

Prädiktive Faktoren lassen Vorhersagen zu, ob eine Frau auf eine bestimmte Therapie ansprechen würde. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Menopausenstatus (Alter)
  • HER2-Rezeptorstatus: Ist der Brustkrebs HER2-positiv, kommt eine zielgerichtete Therapie („targeted therapy“) in Frage, etwa mit dem Wirkstoff Trastuzumab oder Pertuzumab.
  • Hormonrezeptorstatus: Ist der Brustkrebs Östrogen- und Progesteronrezeptor-positiv? Dann ist die Antihormontherapie eine wichtige Behandlungsmöglichkeit, zum Beispiel mit Antiöstrogenen und Medikamenten aus der Gruppe der Aromatasehemmer.

Biomarkertests bei Brustkrebs

Bei Krebszellen können verschiedene Gene verändert (mutiert) sein. Und bei manchen Genen kann sich die Aktivität verändern. Einer Unter- oder Überproduktion (Expression) bestimmter Eiweiße kann die Folge sein. Anhand von Gewebeproben lässt sich die Aktivität verschiedener Gene analysieren. Dies geschieht durch Biomarkertests (auch Genexpressionstests oder Multigentests).

Kurz gefasst
  • Ein prognostischer Test liefert Informationen darüber, wie eine Erkrankung – der Brustkrebs – vermutlich natürlicherweise verlaufen würde. Er ermittelt das individuelle Risiko für einen Rückfall (Rezidiv).
  • Ein prädiktiver Test kann dagegen vorhersagen, ob eine Krebsbehandlung voraussichtlich wirken und einen Nutzen bringen würde.
  • Manche Tests sind beides – prognostisch und prädiktiv.

Brustkrebs: Biomarkertests könnten vielen Frauen helfen

In Deutschland erkrankten im Jahr 2019 laut Robert Koch-Institut (RKI) mehr als 71.000 Frauen jährlich an Brustkrebs. In vielen Fällen entdecken Ärzte und Ärztinnen den Tumor in der Brust in einem Frühstadium. Zudem ist der Brustkrebs bei zwei Dritteln der Frauen hormonempfindlich. „Hormonrezeptorpositiv“ ist der Fachbegriff dafür. Der Tumor wächst dann unter dem Einfluss von weiblichen Geschlechtshormonen – Östrogen und/oder Progesteron. Für diese Frauen kommt nach der Operation eine Antihormontherapie in Frage, die als sehr wirkungsvoll gilt und das Rezidivrisiko senken kann.

Mit Hilfe von Biomarkertests können Ärztinnen und Ärzte jene Frauen besser identifizieren, die von einer zusätzlichen Chemotherapie profitieren würden – und umgekehrt jene Frauen ausschließen, denen die Zytostatika keinen zusätzlichen Nutzen bringen.

  1. Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/brustkrebs/behandlung-uebersicht.php (Abruf: 25.7.2023)
  2. Deutsche Krebshilfe, https://www.krebshilfe.de/informieren/ueber-krebs/krebsarten/brustkrebs/#c20582 (Abruf: 25.7.2023)
  3. Deutsche Krebsgesellschaft (DKG), https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/brustkrebs/prognosetests-bei-brustkrebs.html
  4. Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO), https://www.ago-online.de/fileadmin/ago-online/downloads/_leitlinien/kommission_mamma/2021/Einzeldateien/2021D_05_Prognostische_und_praediktive_Faktoren_MASTER_final_20210302.pdf (Abruf: 25.7.2023)
  5. MammaMia! https://mammamia-online.de/leben-mit-krebs/medizin/prognostische-und-praediktive-faktoren/ (Abruf: 25.7.2023)
  6. Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA), https://www.g-ba.de/downloads/17-98-4797/2020-10-15_G-BA_Patientinnenmerkblatt_Biomarker_bf.pdf (Abruf: 25.7.2023)
  7. Robert Koch-Institut (RKI), https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Brustkrebs/brustkrebs_node.html (Abruf: 25.7.2023)
  8. Deutsche Krebsgesellschaft (DKG), https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/brustkrebs/therapie/hormontherapie.html (Abruf: 25.7.2023)
  9. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG), https://www.gesundheitsinformation.de/frueher-brustkrebs-ist-eine-chemotherapie-sinnvoll.html (Abruf: 25.7.2023)
  1. Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms Langversion 4.4 – Juni 2021, https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Mammakarzinom_4_0/Version_4.4/LL_Mammakarzinom_Langversion_4.4.pdf (Abruf: 25.7.2023)
  2. Patientenleitlinie „Brustkrebs im frühen Stadium“, https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Patientenleitlinien/Patientenleitlinie_Brustkrebs_im_fruehen_Stadium_1820010.pdf (Abruf: 25.7.2023)
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