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Brustkrebs

Die Diagnose Brustkrebs trifft jährlich rund 70.000 Menschen. Auf Mamma Mia! finden Sie alle wichtigen Informationen rund um die Erkrankung – von der Diagnose über die verschiedenen Therapiemöglichkeiten bis hin zum Leben mit Brustkrebs.

© iStock / Ridofranz

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Jährlich erkranken etwa 69.900 Frauen in Deutschland an Brustkrebs. Damit stellt das Mammakarzinom die häufigste Krebserkrankung bei Frauen dar. Abhängig von der Art des Tumors – es gibt zahlreiche verschiedene Arten und Subtypen –, dem Stadium, in dem Erkrankung entdeckt wird und einigen weiteren Faktoren ergibt sich die Prognose.

Früherkennung verbessert die Prognose bei Brustkrebs

Die Heilungschancen bei Brustkrebs sind gut und häufig können brusterhaltende Operationen eingesetzt werden – die Häufigkeit der Erkrankung ist jedoch nicht von der Hand zu weisen: Etwa jede achte Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs.

Mit der Einführung des Mammographie-Screening-Programms stiegen die Diagnosen zeitweise sogar an. Das lag allerdings daran, dass viele Tumore frühzeitig erkannt wurden, bevor sie auffällig wurden oder Metastasen bilden konnten. Im Gegenzug sanken mit der Zeit die Diagnosen von fortgeschrittenem Brustkrebs im späteren Lebensalter.

Der große Vorteil der Früherkennungs-Untersuchungen – fälscherlicherweise oft als Vorsorge-Untersuchung bezeichnet – liegt darin, den Krebs im frühen Stadium zu entdecken und somit die Heilungschancen zu verbessern. Frauen zwischen 50 und 69 Jahren werden automatisch alle zwei Jahre für eine Mammographie eingeladen – von denen allerdings nur etwa die Hälfte erscheint. Grund dafür ist zum großen Teil die Angst vor einer Krebsdiagnose. Eine Sorge, die unberechtigt ist:

Bei 1.000 Frauen, die eine Untersuchung im Rahmen des Mammographie-Screenings machen, sind lediglich 30 Befunde auffällig, wovon nur sechs tatsächlich mit Krebs diagnostiziert werden. Und diese sechs Frauen haben dann den Vorteil der frühen Brustkrebs-Behandlung.

Aber bereits vorher können Frauen ihre Brust auf Knoten oder andere Veränderungen abtasten. Durch das Anschauen und Abtasten der eigenen Brust erlangen sie viel Gefühl für die Veränderungen der Brust, die mit dem Zyklus einhergehen. So können sie sehr gut lernen, die Unterschiede zwischen natürlichen zyklischen und anderen Veränderungen zu erkennen. Obwohl die monatliche Selbstuntersuchung von den Fachgesellschaften nicht mehr empfohlen wird, gewinnt das Konzept des „Brust-Bewusstseins“ (Engl. breast awareness) an Bedeutung. Das bedeutet, dass die Frauen mit ihren Brüsten vertraut sein sollten, um eine eventuelle Veränderung früher zu merken. Frauen ab 30 wird außerdem eine Tastuntersuchung bei ihrem Frauenarzt empfohlen.

Die meisten Knoten stellen sich übrigens als harmlos heraus. Vier von fünf Knoten sind gutartige Geschwülste, meist handelt es sich um sogenannte Fibroadenome, Lipome oder Zysten.

Daher sollte der Gang zum Arzt nicht gescheut werden, und auch danach lohnt es sich erst einmal tief durchzuatmen und den ärztlichen Befund abzuwarten.

 

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Der Aufbau der Brust

Die weibliche Brust dient in erster Linie der Ernährung des Säuglings mit Muttermilch. Die entsprechenden Drüsen zur Produktion der Milch befinden sich eingelagert im Fettgewebe der Brust. Der Milchdrüsenkörper wird durch die kegelförmig angeordneten und spitz zur Brustwarze laufenden Milchdrüsenlappen gebildet. Ein Milchdrüsenlappen besteht aus mehreren traubenartig angeordneten Milchdrüsenläppchen. Die Verbindung zur Brustwarze stellen die Milchgänge mit ihren Milchsäckchen dar, die die Milch aus der Brust durch die Brustwarze hinausbefördern.

Krebs kann überall in der Brust entstehen. Die Mehrheit der Mammakarzinome entsteht allerdings entweder in den Milchgängen (70 Prozent, invasiv-duktal oder duktales Karzinom, nach neuer Klassifikation als NST bezeichnet = no specific type) oder in den Milchdrüsenläppchen (invasiv-lobulär, 10 bis 15 Prozent).

 

Diagnose und Behandlung von Brustkrebs

Zur Stellung der Diagnose kommen nach der Tastuntersuchung oder der Mammographie auch Ultraschall-Untersuchungen oder in ausgewählten Fällen auch Kernspintomographien (auch MRT, Magnetresonanztomographie) zur Anwendung. Für die Bestimmung des Brustkrebs-Typs und der passenden Brustkrebs-Behandlung müssen minimal-invasive Biopsien, also Gewebeproben, entnommen und im Labor analysiert werden. Das am häufigsten eingesetzte Verfahren dafür ist die Stanzbiopsie, bei der ein spezielles Stanzgerät eine Hohlnadel in die Brust „schießt“.

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Brustkrebs-Typen und ihre zielgerichtete Behandlung

Wurde Brustkrebs diagnostiziert, hängt die Prognose stark von der Art des Tumors ab und davon, wie fortgeschritten die Brustkrebserkrankung ist. Manche Arten sind aggressiver als andere, das heißt, sie wachsen schneller. Aber auch zur Bestimmung der bestmöglichen Therapie ist es wichtig, die Art des Tumors möglichst genau zu kennen.

Während bei der Entscheidung über die operative Behandlung und die Strahlentherapie der Tumortyp eine untergeordnete Rolle spielt, werden neben der Chemotherapie auch neuere Therapien sehr gezielt und abhängig vom Tumortyp eingesetzt.

 

Therapieoptionen bei Brustkrebs

Da die Tumoreigenschaften heutzutage sehr genau bestimmt werden können, lassen sich individualisierte und zielgerichtete Therapien entwickeln. Die Entfernung der befallenen Brust (Mastektomie) war für viele Jahre die Standardtherapie, heute können jedoch sehr häufig brusterhaltende Verfahren angewandt werden. Die Strahlentherapie hat ebenfalls eine bereits 80-jährige Geschichte hinter sich. Sie wird heute noch häufig unterstützend (adjuvant) nach einer brusterhaltenden und manchmal auch nach der Brustentfernung Operation eingesetzt.

Chemotherapie bei Brustkrebs

Eine Chemotherapie nutzt Medikamente – sogenannte Zytostatika – die die Zellteilung verhindern. Da Krebszellen in der Regel deutlich schneller wachsen als gesunde Zellen, kann durch die Reduzierung der Zellteilung das Wachstum des Tumors aufgehalten werden.

Zielgerichtete Therapien bei Brustkrebs

Krebszellen unterscheiden sich von den körpereigenen Zellen, aus denen sie hervorgegangen sind in nur wenigen Punkten. Sie sind keine völlig fremden Zellen. Das bedeutet auch, dass sie auf ihr Umfeld reagieren. Insbesondere natürliche Hormone können bei bestimmten Tumortypen Einfluss auf deren Wachstum nehmen.

Hormone entfalten ihre Wirkung, indem sie an spezielle Moleküle auf der Oberfläche von Zellen andocken – diese werden Hormonrezeptoren genannt. Auch Krebszellen können Hormonrezeptoren besitzen und durch bestimmte Hormone zum Wachstum angeregt werden.

Hormonrezeptoren, die entweder vorhanden sind oder nicht, dienen als Marker: Sie geben Aufschluss darüber, um welche Brustkrebsart es sich handelt, welche Therapien geeignet sind und wie gut die Erfolgschancen sind.

Etwa 75 Prozent der Mammakarzinome tragen Rezeptoren für Östrogen auf ihrer Hülle, man spricht dann von einem ER+-Mammakarzinom oder, im Falle von Progesteronrezeptoren von PgR+. Sobald einer dieser beiden Rezeptortypen vorhanden ist, spricht man von Hormonrezeptor-positiv (HR+).

Anti-Hormontherapie

Ist der Hormonrezeptorstatus bekannt, lässt sich durch die Verhinderung der Signalkette das Zellwachstum hemmen, etwa indem die Rezeptoren blockiert werden oder die Hormone selbst aus dem System genommen werden. Dieser Therapietyp nennt sich antihormonelle Therapie bzw. endokrine Therapie. Auf eine Chemotherapie kann dann mitunter verzichtet werden.

Antikörpertherapie

Ein weiterer typischer Rezeptor, der HER2-Rezeptor, bindet Wachstumsfaktoren, die die Krebszellen zur Teilung anregen. Befinden sich viele dieser Rezeptoren auf der Oberfläche der Krebszellen, deutet das auf einen aggressiven Verlauf hin. HER2-positive Tumore machen etwa 15 Prozent der neu diagnostizierten Fälle aus. Mit speziell hergestellten Antikörpern kann die Funktion des Rezeptors unterbunden werden. Außerdem lassen sich Zytostatika an den Antikörper binden und so gezielt dorthin bringen, wo sie wirken sollen. Finden sich weder Hormonrezeptoren noch HER2-Rezeptoren auf den Zellen, wird der Tumor als triple-negativ (dreifach negativ) bezeichnet.

Weitere Marker bei Brustkrebs

Das Protein Ki-67 ist in Zellen vorhanden, die sich teilen. Lässt es sich in vielen Krebszellen eines Tumors nachweisen, so deutet dies auf ein schnelles Wachstum hin. Findet sich Ki-67 in weniger als 10 Prozent der Krebszellen, geht man von einem langsamen Wachstum aus.

BRCA1 und BRCA2 – die auch vererbt werden können, erhöhen das Risiko einer Frau an Brustkrebs oder Eierstockkrebs zu erkranken. Besonders bei jüngeren Frauen, die an Brustkrebs erkranken, kann der Grund dafür eine Veränderung („Mutation“) in einem dieser Gene. Ist die Erkrankung in der Familie bereits häufiger vorgekommen, können Frauen und Männer sich in den Zentren des Deutschen Konsortiums familiärer Brust- und Eierstockkrebs beraten lassen.

BRCA-Mutationen erhöhen auch das Risiko von Männern an einem Tumor in der Brust oder an Prostatakrebs zu erkranken. Etwa ein Prozent der Brustkrebs-Erkrankungen entfällt auf Männer. Die Therapie der Erkrankung entspricht im Wesentlichen der der Frau.

Nachsorge

Für die Zeit nach der Therapie empfiehlt es sich, bereits im Vorfeld eine Anschlussrehabilitation (AR) und Anschlussheilbehandlung (AHB) zu planen, die in der Regel im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt oder die Bestrahlung beginnen sollte.

Darüber hinaus wird von Fachgesellschaften eine regelmäßige Nachsorge über einige Jahre hinweg empfohlen, um ein mögliches Rezidiv – also eine Rückkehr des Krebses – frühzeitig festzustellen, aber auch um Begleit- und Folgeerkrankungen zu betreuen. Die Wahl eines Arztes, mit dem man sich versteht, ist empfehlenswert, Vertrauen ist wichtig, ebenso wie die Mitarbeit der Patientin. Es gibt Ärzte, die sich auf die Behandlung von Betroffenen mit Brustkrebs spezialisiert haben.

Gesunder Lebensstil

Mit der rein medizinischen Behandlung der Krankheit ist es allerdings nicht getan: Patientinnen mit einer Brustkrebsdiagnose leiden auch seelisch. Sie sollten sich früh über passende Hilfsangebote informieren und in Anspruch nehmen.

Gönnen Sie sich sowohl Ruhe und gesundes Essen als auch Bewegung, Aktivitäten und insbesondere auch Normalität, soweit dies möglich ist.

Brustkrebs kann jede und jeden treffen, es ist nichtsdestotrotz empfehlenswert, gesund zu leben und Risikofaktoren zu vermeiden – vor Diagnose und Therapie, aber vor allem auch danach.

Zu den vermeidbaren Faktoren, die zu einem erhöhten Risiko einer Erkrankung an Brustkrebs beitragen, zählen wenig Bewegung, Rauchen sowie Alkoholkonsum. Bei einer Frau, die täglich 25 Gramm Alkohol trinkt – das entspricht etwa der Menge, die in 0,3 Liter Wein oder 0,6 Liter Bier enthalten sind – steigt das Brustkrebsrisiko um 31 Prozent.

 

Mamma Mia! arbeitet mit einem Team aus Expertinnen und Experten zusammen. So werden alle Beiträge vor ihrer Veröffentlichung durch unseren wissenschaftlichen Beirat überprüft.

Unser Ziel ist es, wissenschaftliche Informationen verständlich zu vermitteln. Die Informationen können jedoch eine professionelle Beratung durch ausgebildete und anerkannte Ärztinnen und Ärzte nicht ersetzen. Auch dienen sie nicht dazu, eigenständig eine Diagnose zu stellen oder eine Therapie einzuleiten.