Spätfolgen der Strahlentherapie
- -
Hochwertige Hautpflege lindert Beschwerden
Die Strahlentherapie ist eine der großen Therapiesäulen in der Brustkrebstherapie. Durch moderne Geräte ist sie sehr viel schonender und zielgenauer als noch vor einigen Jahren. Dennoch können Spätfolgen auftreten, wenn auch nur recht selten. Um welche Beschwerden es sich handelt und was Betroffene dagegen tun können, erläutert Prof. Dr. Marie-Luise Sautter-Bihl, Klinikdirektorin der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie in Karlsruhe, im Gespräch mit Mamma Mia!.
Mamma Mia!: Frau Prof. Sautter-Bihl, von welchen Faktoren hängt das Auftreten von Spätfolgen nach einer Strahlentherapie ab?
Prof. Dr. Marie-Luise Sautter-Bihl: Ein wichtiger Faktor ist die Größe der Brust. Bei großem Brustvolumen gibt es eher umschriebene Verhärtungen, so genannte Fibrosen. Auch die Operationstechnik spielt eine große Rolle für das kosmetische Langzeitergebnis. Entscheidend ist natürlich auch die Bestrahlungstechnik, mit einer dreidimensionalen Bestrahlungsplanung gelingt es heute meist, örtliche Dosisüberhöhungen zu vermeiden, die früher an der Tagesordnung waren.
Mamma Mia!: Eine der häufigsten Spätfolgen nach einer Strahlentherapie ist das Lymphödem. Wann tritt es am häufigsten auf? Was können Betroffene prophylaktisch tun, um das Risiko eines Ödems zu reduzieren?
Prof. Dr. Marie-Luise Sautter-Bihl: Heutzutage sind Lymphödeme als Spätfolgen der Strahlentherapie sehr selten geworden. Dies liegt einerseits daran, dass mit Einführung der Wächterlymphknotenbiopsie den meisten Frauen eine Ausräumung der Achselhöhle erspart werden kann. Lymphödeme treten überwiegend dann auf, wenn man eine operierte Achselhöhle nachbestrahlt. Auch dies ist zwischenzeitlich sehr selten geworden, da wir nur noch dann die Achselhöhle bestrahlen, wenn dort noch Resttumor vermutet wird. Nach alleiniger Brustbestrahlung ist das Risiko, ein Lymphödem zu entwickeln, sehr gering. Patientinnen, bei denen wir ein erhöhtes Lymphödemrisiko vermuten, empfehlen wir durch gezieltes Muskeltraining den Lymphabfluss anzuregen und schwere Lasten (zum Beispiel Rucksäcke oder Einkaufstüten in der Ellenbeuge) eher zu vermeiden.
Mamma Mia!: Die Haut kann sich durch die Bestrahlung verändern. Können Betroffene etwas gegen eine veränderte Hautpigmentierung tun? Welche Hautpflege empfehlen Sie nach einer Strahlentherapie? Was gilt es in Sachen Haut noch zu beachten?
Prof. Dr. Marie-Luise Sautter-Bihl: Die Strahlenempfindlichkeit der Haut ist individuell sehr unterschiedlich. Als Faustregel gilt: Eine zarte, trockene und sehr helle Haut reagiert meist stärker als eine kräftige, eher fette Haut bei dunklen Typen. Gegen die Hautpigmentierung selbst gibt es keine wirksame Vorbeugung oder Behandlung. Zu warnen ist vor hautbleichenden Spezialcremes. Wichtig ist, nach der Strahlentherapie eine hochwertige Hautpflege durchzuführen, wobei wir Präparate mit einem ausreichenden Fettanteil und hohem Gehalt an Harnstoff empfehlen. Weiterhin sollte die Haut gegen UV-Strahlung geschützt werden. Wir empfehlen auch bei wolkigem Himmel die Anwendung eines Sonnenschutzpräparates mit hohem Lichtschutzfaktor, wenn die bestrahlte Haut exponiert wird (beispielsweise Badeanzug).
Mamma Mia!: Lange Zeit traten nach einer Strahlentherapie vermehrt Herzprobleme auf. Ist das heutzutage auch noch ein Thema?
Prof. Dr. Marie-Luise Sautter-Bihl: Herzprobleme nach Strahlentherapie traten in der Vergangenheit hauptsächlich dann auf, wenn die Lymphknotenregion hinter dem Brustbein und damit ein großer Teil des Herzens mitbestrahlt wurde. Dies geschieht mittlerweile nur noch in ganz seltenen Ausnahmefällen. Große Studien haben gezeigt, dass in den letzten 15 bis 20 Jahren das Risiko einer strahlenbedingten Herzerkrankung minimal ist. Mit Einführung der dreidimensionalen Bestrahlung ist es möglich, in den meisten Fällen die Bestrahlungsplanung so zu gestalten, dass das Herz nur minimale Dosen bekommt.
Mamma Mia!: Hat die Strahlentherapie Einfluss auf die Blutbildung, beispielsweise nach Bestrahlung des Brustbeins?
Prof. Dr. Marie-Luise Sautter-Bihl: Die Blutbildung wird nur dann durch eine Strahlentherapie beeinflusst, wenn Knochenmark im Bestrahlungsfeld liegt. Selbst bei Bestrahlung des Brustbeins ist das Volumen zu klein, um sich klinisch auszuwirken. Wie schon erwähnt, ist heutzutage die Bestrahlung der so genannten retrosternalen Lymphknoten nahezu „out“. Sie erfolgt nur, wenn man weiß, dass diese Lymphknoten befallen sind und nicht vorbeugend.
Mamma Mia!: Können sich durch die Strahlen neue Tumoren oder Metastasen, beispielsweise an der Haut, bilden?
Prof. Dr. Marie-Luise Sautter-Bihl: Prinzipiell können durch so genannte ionisierende Strahlen Jahre bis Jahrzehnte nach Exposition Tumoren entstehen. Die größte Studie mit der längsten Nachbeobachtungszeit (Early Breast Cancer Study Group) ermittelte, dass bei bestrahlten Patientinnen nach 20 Jahren das Risiko einer Zweittumorerkrankung um 1,8 Prozent gegenüber den nicht bestrahlten erhöht war. Hier war jedoch der überwiegende Anteil der Patientinnen noch mit alten Techniken unter Einschluss aller Lymphabflussregionen bestrahlt worden. Mit modernen Bestrahlungstechniken und der Beschränkung des Bestrahlungsvolumens dürfte das Risiko sich halbieren. Metastasen, also Absiedlungen des ursprünglichen Brustkrebses in der Haut, sind als Folge der Bestrahlung nicht zu befürchten.
Mamma Mia!: Welche Spätfolgen können noch auftreten?
Prof. Dr. Marie-Luise Sautter-Bihl: Neben den eher kosmetisch relevanten Effekten einer Asymmetrie oder Verhärtung der Brust können in seltenen Fällen, wenn die Schlüsselbeingrube mitbestrahlt wurde, Veränderungen an der Lunge auftreten, von denen die Patientin klinisch meistens selbst keine Einschränkungen erfährt, die im Röntgenbild aber als streifige Verdichtungen sichtbar werden können.
Mamma Mia!: Was empfehlen Sie Ihren Patientinnen und Patienten beim Abschlussgespräch?
Prof. Dr. Marie-Luise Sautter-Bihl: Eine wichtige Empfehlung ist: „So normal wie möglich leben“. Oft ist die Beendigung der Strahlentherapie gleichzeitig das Ende der Therapiephase und manche Patientinnen berichten später, sie seien dann in ein „Loch gefallen“. Wir empfehlen deshalb, soweit es möglich ist, wieder einen normalen Lebensrhythmus aufzunehmen und wenn nichts dagegen spricht, körperlich aktiv zu sein und Sport zu treiben. Üblicherweise bekommen die Patientinnen circa sechs Wochen nach Ende der Therapie nochmals einen Termin zur Kontrolle der Haut, anlässlich dessen dann auch die weitere Pflege besprochen wird. Wir weisen die Patientinnen außerdem darauf hin, dass sie bei Symptomen, die in irgendeiner Form in Zusammenhang mit der Strahlentherapie gebracht werden, bei uns vorgestellt werden, da es in der Praxis nicht selten ist, dass die Beschwerden eine ganz andere Ursache haben und mit der Strahlentherapie fälschlicherweise in Zusammenhang gebracht werden, so dass dann die entsprechende Diagnostik unterbleibt. Wichtig ist auch, dass wir entsprechend den Empfehlungen der Richtlinie für Strahlenschutz in der Medizin die Patientinnen einmal im Jahr zur Nachsorge sehen und die kosmetischen Resultate, ebenso wie alle anderen Nebenwirkungen, im Langzeitverlauf dokumentieren.
Prof. Dr. med. Marie-Luise Sautter-Bihl
Fachärztin für Strahlentherapie
Moltkestraße 90
76133 Karlsruhe
Tel.: +49 (0)721 974 4001
Fax: +49 (0)721 974 4009
E-Mail
Meine rechte Brust würde 24 mal bestrahlt.Alles verlief sehr gut.Aber seit einiger Zeit habe uch Verhärtungen in der Brust,die auch sehr warm ist.Was kann ich selber tun und gehen die Verhärtungen mit der Zeit weg?
Sehr geehrte Frau Professorin
Bin im Okt. 2017 am Mamakarzinom operiert wurden mit anschließender Bestrahlung. 06. 2018 würde bei mir Sarkoidose Tyip 2 festgestellt. Kann es sein das durch die Bestrahlung die Sarkoidose ausgelöst wurde?
Vielen Dank für Ihre Anfrage. Die Experten der Beiträge beantworten an dieser Stelle keine Fragen. Wir werden Ihre Frage jedoch weiterleiten und melden uns, sobald wir eine Rückmeldung unseres Experten haben. Alles Gute für Sie!
Guten Frau Dr. Sautter-Bihl.
Ich würde im Mai 2017 an der rechten Brust operiert, anschließend Chemo und bis Mitte März 2018 Bestrahlung. Nun habe ich eine Strahlenfribose in der rechten Brust, was mit starken Schmerzen verbunden, was noch dadurch verstärkt wird da Lymphflüsse durch die OP-naht behindert werden. Ich würde mich gerne operieren lassen in der Hoffnung, das die Schmerzen dann auch weggehen. Ich freue mich auf Ihre Antwort. MfG G.S.
Liebe Frau G.S., unsere Autoren beantworten an dieser Stelle keine Fragen. Wir werden Ihre Anfrage aber weiterleiten und uns bei Ihnen melden. VG, Eva Schumacher-Wulf
Ich bin jetzt 8 Tage nach Brust krebs Bestrahlung und er der Brust alles entzündet und widert Brust warte ganz dunkel jetzt geht die Haut ab das tut weh was soll ich machen
Sie sollten das unbedingt einem Arzt zeigen. Viele Grüße, Eva Schumacher-Wulf
Strahlen u.chemo.am hals.
Habe schon 2 monate geschwollene lympfdrüsen
Mache mir gr.Sorgen.
Am besten zeigen Sie es Ihrem Arzt, der kann das am besten beurteilen. Alles Gute!
Warum gab es bei der Frage von Martina Fastner keine Antwort? Das würde mich Auch für mich interessieren.
Sehr geehrte Frau Prof.Sauter Biel
Ich bin im Januar 2016 operiert und 28 mal bestrahlt.
Jetzt hab ich das Gefühl, dass meine Brustwarze schwarz wird.
Kann das sein..
Das sollten Sie dringend von Ihrem Arzt untersuchen lassen. VG, Ihre Mamma Mia! Redaktion
Sehr geehrte Frau Dr. Sautter-Bihl,
würden Sie auch von einer Strahlentherapie abraten? und in welchem Fall?
Ich hatte einen Tumor in der Brust und dieser wurde mit den Antikörpern Pertuzumab und Trastuzumab zerstört.
Bei der OP wurden keine vitalen Restanteile des Tumors mehr gefunden. (Was soll dann noch bestrahlt werden?)
Lymphknoten waren nicht befallen.
Tumor: cT1, pN0, HER2-Score 3+
Würden Sie mir trotzdem zu einer Strahlentherapie raten oder eher nicht?
Vielen Dank im voraus für Ihre Mühe!
Mit freundlichen Grüßen