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Brustkrebs-Behandlung: Welche Therapieoptionen gibt es?

Redaktion Mamma Mia!

Ein Arzt erstellt einen Therapieplan
© iStock / wutwhanfoto
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Nach der Diagnose Brustkrebs gilt es, die anschließende Behandlung sorgfältig zu planen. Dabei stehen verschiedene Möglichkeiten der Therapie zur Verfügung, die heute individuell auf jede Patientin abgestimmt werden.

Welche Behandlung in welcher Situation zum Einsatz kommt, orientiert sich an der Biologie des Tumors. Sogenannte medizinische Leitlinien enthalten dann konkrete Empfehlungen zur Diagnose und Therapie. Leitlinien beruhen auf der Auswertung von klinischen Studien und werden regelmäßig aktualisiert. Es gibt sie auch in verständlicher Sprache als Patientenleitlinien.

Therapieplanung beim Mammakarzinom

Die Brustkrebs-Therapie umfasst die Operation, die Bestrahlung und medikamentöse Therapien. Meist kommt bei einem Mammakarzinom mehr als nur eine Therapie zum Einsatz. Welche und in welcher Reihenfolge hängt von verschiedenen Faktoren wie dem Tumorstadium, der Brustkrebsart, dem Allgemeinzustand sowie den Wünschen der Patientin ab.

Die Entscheidung über die Behandlung trifft die Patientin gemeinsam mit dem behandelnden Arzt.

Je besser eine Frau den Krebs und die Behandlungsmöglichkeiten versteht, desto bewusster kann sie sich in die Therapieentscheidung einbringen. In der Regel besteht kein Zeitdruck nach der Diagnose, sodass genügend Zeit bleibt, sich über die eigenen Optionen zu informieren und in Ruhe eine Entscheidung zu treffen. Dazu gehört auch die Wahl, wo man sich gegen Krebs behandeln lassen, möchte.

Von den Leitlinien wird eine Behandlung in einem zertifizierten Brustzentrum empfohlen. Wo sich in der Nähe ein zertifiziertes Brustzentrum befindet, kann auf der OncoMap-Webseite nachgeschaut werden.

Operation bei Brustkrebs

Bei Brustkrebs im frühen Stadium und lokal fortgeschrittenem Brustkrebs kommt in der Regel eine Operation zum Einsatz. Bei metastasiertem Brustkrebs wird hingegen im Einzelfall diskutiert, ob eine Entfernung sowohl des Tumors in der Brust als auch einzelner Metastasen sinnvoll ist. Hierbei spielt nicht zuletzt auch der Patientenwunsch eine Rolle.

Ziel der Operation ist es, den bösartigen Tumor möglichst vollständig zu entfernen. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: die brusterhaltende Operation und die Entfernung der ganzen Brust (Mastektomie). Welches Verfahren infrage kommt, hängt von der Größe des Tumors und der Brust sowie der Brustkrebsart ab. Aber auch die Wünsche der Frau werden berücksichtigt. Bei frühem Brustkrebs ist die brusterhaltende Operation heute Standard und genauso sicher wie die Mastektomie.

Ziel ist es, den Krebs möglichst vollständig aus der Brust zu entfernen. Um sicherzugehen, dass keine Reste verbleiben, entfernt der Chirurg den Tumor mit einem kleinen Rand aus dem gesunden Gewebe. Mediziner bezeichnen das als R0-Resektion. Gesundes Gewebe wird so weit wie mögliche erhalten. Zu dieser brusterhaltenden Therapie (BET) gehört die anschließende Bestrahlung.

Bei diesem Verfahren entfernen die Ärzte die gesamte Brust. Meist kann während der gleichen Operation – aber auch zu einem späteren Zeitpunkt – die weibliche Brust mit Silikonimplantaten oder Eigengewebe wieder aufgebaut werden, wenn die Frau dies wünscht.

Während der Operation werden meist auch die sogenannten Wächterlymphknoten (engl. Sentinel Nodes) entfernt und auf Krebszellen hin untersucht. Diese Lymphknoten befinden sich in unmittelbarer Nähe des Tumors im Bereich der Achselhöhle. Sind sie frei von Krebszellen, hat der Krebs sehr wahrscheinlich nicht in andere Lymphknoten oder Organe gestreut. Allerdings kann Brustkrebs auch über die Blutbahn streuen. Befinden sich dagegen Krebszellen in den Wächterlymphknoten, müssen in Abhängigkeit von weiteren Faktoren mehr Lymphknoten der Achselhöhle entfernt werden (Axilladissektion). Bei Frauen mit eindeutig auffälligen Lymphknoten kann manchmal die Axilladissektion ohne die Entfernung des Wächterlymphknotens notwendig sein.

Ablauf der Operation

Die Operation sollte nach Möglichkeit in einem zertifizierten Brustzentrum erfolgen. Wie lange die Operation und der anschließende Krankenhausaufenthalt bei Brustkrebs dauert, ist individuell und lässt sich nicht allgemein beantworten. Das hängt unter anderem davon ab, ob brusterhaltend operiert wird oder die Brust beim gleichen Eingriff wieder aufgebaut werden soll.

Nebenwirkungen der Operation

Unmittelbar nach der Operation können Schmerzen im Wundbereich auftreten. Zu den möglichen Komplikationen zählen außerdem Nachblutungen, Infektionen der Operationswunde, Wundheilungsstörungen sowie Blutgerinnsel (Thrombosen). Längerfristig können Frauen ein Spannungsgefühl der Haut im operierten Bereich oder eine eingeschränkte Beweglichkeit des Arms oder der Schulter durch Narben spüren. Eine entsprechende Physiotherapie kann die Beschwerden lindern.

Die Entfernung von mehreren Lymphknoten im Bereich der Achselhöhle kann zu einem Lymphödem (Lymphstauung) des Arms führen. Dabei handelt es sich um eine Schwellung des Gewebes. Sie entsteht, wenn die Lymphflüssigkeit nicht mehr richtig abfließen kann und sich anstaut. Kompressionsbandagen oder regelmäßige manuelle Lymphdrainagen können Abhilfe schaffen.

Auch wenn der Tumor vollständig aus der Brust entfernt werden konnte, können Krebszellen im Körper zurückbleiben. Deshalb schließen sich an die Operation meist weitere Behandlungen an, um das Risiko für einen Rückfall der Erkrankung (Rezidiv) zu verringern. Diese bezeichnen Mediziner als adjuvante Therapien. Aber auch vor der Operation kann eine sogenannte neoadjuvante Therapie zum Einsatz kommen.

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Bestrahlung bei Brustkrebs

Bei der Strahlentherapie kommen energiereiche Strahlen zum Einsatz, die das Erbgut (DNA) von Zellen schädigen. Während Krebszellen dadurch absterben, können gesunde Zellen die Schäden meist reparieren.

Nach einer brusterhaltenden Operation kommt in der Regel eine adjuvante Strahlentherapie zum Einsatz, um das Risiko für einen Rückfall der Erkrankung zu verringern. Auch Metastasen in den Knochen oder im Gehirn können bestrahlt werden.

Die Strahlentherapie kann in Brustzentren oder radioonkologischen Praxen durchgeführt werden. Sie erfolgt meist ambulant, das heißt, die Patientin kann nach den Terminen wieder nach Hause gehen. Die Bestrahlung findet meist täglich über drei bis fünf Wochen statt.

Nebenwirkung der Strahlentherapie

Durch moderne Geräte können die Strahlen gezielt auf den zu bestrahlenden Bereich begrenzt werden, sodass Nebenwirkungen heute seltener und schwächer auftreten. Durch die Strahlen kann es zu Hautreizungen kommen, die einem Sonnenbrand ähneln und in der Regel von selbst wieder verschwinden. Betroffene Frauen sollten in dieser Zeit auf zusätzliche Reize wie beispielsweise Sonne oder scheuernde Kleidung verzichten. Langfristige Veränderungen der Haut – etwa eine Verhärtung oder Verfärbung – durch die Bestrahlung sind selten. Viele Frauen, die eine Bestrahlung erhalten, berichten auch über Müdigkeit.

Je nachdem, ob andere Organe wie Herz, Lunge oder die Schilddrüse im Bereich der Strahlen lagen, kann ein erhöhtes Risiko für Erkrankungen an diesen Organen bestehen. Grundsätzlich kann als Spätfolge der Strahlentherapie auch ein Tumor entstehen. Das Risiko hierfür ist aber sehr gering.

Chemotherapie bei Brustkrebs

Bei einer Chemotherapie kommen Medikamente, sogenannte Zytostatika, zum Einsatz. Anders als Operation und Bestrahlung wirkt eine Chemotherapie im ganzen Körper. Als systemische Therapie erreicht sie so auch im Körper verstreute Krebszellen und Metastasen. Aber auch die Nebenwirkungen können somit den ganzen Körper betreffen. Denn Zytostatika richten sich nicht nur gegen Krebszellen, sondern gegen alle sich schnell teilenden Zellen. Dazu gehören beispielsweise Schleimhautzellen in Mund und Darm sowie die Zellen der Haarwurzeln.

Nicht jede Frau mit Brustkrebs benötigt eine Chemotherapie und die Entscheidung dafür oder dagegen ist sehr individuell. Vor oder nach einer Operation ist sie vor allem dann sinnvoll, wenn Risikofaktoren für einen Rückfall der Erkrankung vorliegen. Das hängt unter anderem von der Brustkrebsart, dem Tumorstadium sowie dem Alter der Patientin ab. Vor der Operation eingesetzt, kann eine Chemotherapie den Tumor verkleinern und so möglicherweise erst die operative Entfernung ermöglichen. Bei einem metastasierten Mammakarzinom soll die Chemotherapie das Tumorwachstum verlangsamen.

Ablauf und Nebenwirkungen der Chemotherapie

Die Chemotherapie wird über eine Infusion in eine Vene oder in Form von Tabletten verabreicht. Häufig kommen dabei mehrere Zytostatika zum Einsatz – zusammen oder nacheinander. Die Anwendung erfolgt über einige Wochen oder Monate in mehreren Zyklen und kann meist ambulant in einer Klinik oder Praxis durchgeführt werden. Bei metastasiertem Brustkrebs wird die Chemotherapie so lange angewendet, wie sie wirkt und vertragen wird.

In welchem Ausmaß Nebenwirkungen bei einer Chemotherapie auftreten, ist von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich. Während viele Frauen sie gut vertragen, bedeutet sie für andere eine erhebliche Belastung. Welche Nebenwirkungen eine Chemotherapie hervorrufen kann, hängt auch von den verwendeten Zytostatika ab. Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen unter anderem Übelkeit, Erbrechen, Infektanfälligkeit, Durchfall, Haarausfall und Erschöpfung. Neben diesen vorübergehenden Beschwerden können einige Zytostatika langfristig den Herzmuskel oder die Nerven schädigen.

Einige Nebenwirkungen können durch Medikamente verhindert oder gezielt behandelt werden. Betroffene Frauen sollten ihre Beschwerden deshalb bei ihrem Behandlungsteam ansprechen.

Endokrine Therapie bei Brustkrebs

Patientinnen mit Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs wird immer eine Anti-Hormontherapie empfohlen. Mediziner nennen diese auch endokrine Therapie. Hintergrund hierfür ist, dass bei dieser Brustkrebsart die weiblichen Hormone Östrogen und/oder Progesteron das Tumorwachstum fördern. Die Anti-Hormontherapie kann dieses hormonabhängige Wachstum hemmen. Hierbei kommen Medikamente zum Einsatz, die entweder die körpereigene Bildung der Hormone unterdrücken oder die Hormonrezeptoren auf den Zellen blockieren. Grundsätzlich unterscheiden Mediziner drei Wirkprinzipien:

Die häufigsten Wirkstoffe der Anti-Hormontherapie
PräparatWirkprinzip
Östrogen-Rezeptor-Modulatoren (Tamoxifen)Der Wirkstoff blockiert die Östrogen-Rezeptoren auf den Krebszellen. Östrogen kann so nicht mehr daran binden und die Krebszellen erhalten kein Wachstumssignal mehr.
AromatasehemmerDas Enzym Aromatase sorgt für die Bildung von Östrogen außerhalb der Eierstöcke. Aromatasehemmer unterdrücken das Enzym und damit die Bildung von Östrogen.
GnRH-AnalogaDie Wirkstoffe unterdrücken die Bildung von Östrogen in den Eierstöcken. Wird das Hormon nicht mehr gebildet, kann es das Tumorwachstum nicht fördern.

Entscheidend für die Wahl des Medikaments ist, ob sich die Frau vor oder nach den Wechseljahren befindet. Nach den Wechseljahren bilden die Eierstöcke kein Östrogen mehr, jedoch produzieren beispielsweise Muskel- und Fettgewebe weiterhin das Hormon.

Frauen vor den Wechseljahren (prämenopausal) erhalten in der Regel Tamoxifen. Bei erhöhtem Risiko für einen Rückfall kann aber auch eine Kombination aus zwei Medikamenten verordnet werden. Die Brustkrebs-Behandlung von Frauen nach den Wechseljahren sollte einen Aromatasehemmer enthalten.

Ablauf und Nebenwirkungen der Anti-Hormontherapie

Die Verabreichung der Medikamente erfolgt häufig über die tägliche Einnahme von Tabletten über mindestens fünf Jahre. Einige Präparate werden auch als Spritze verabreicht.

Die regelmäßige Einnahme ist wichtig, damit die Therapie zuverlässig wirken kann. Sollten Frauen unter belastenden Nebenwirkungen leiden, sollten sie die Behandlung nicht eigenmächtig abbrechen, sondern mit ihrem Behandlungsteam sprechen.

Welche Nebenwirkungen auftreten können, hängt von dem angewendeten Medikament ab. Da die Antihormontherapie die Wirkung der weiblichen Hormone unterdrückt, kommt es häufiger zu Beschwerden, die denen der Wechseljahre entsprechen – beispielsweise Hitzewallungen, Ausbleiben der Regelblutung, Scheidentrockenheit, Stimmungsschwankungen, Erschöpfung oder Knochenschwund (Osteoporose)

Anti-HER2-Therapie

Für die Behandlung von HER2-positivem Brustkrebs steht eine sogenannte zielgerichtete Therapie zur Verfügung. Das sind moderne Krebstherapien, die sich gezielt gegen bestimmte Eigenschaften der Krebszellen richten. Die Anti-HER2-Therapie besteht aus Antikörpern, die an den Rezeptor HER2 auf den Zellen binden und diesen blockieren. Diese Blockade hemmt das Wachstumssignal, sodass sich die Krebszellen nicht mehr so schnell vermehren.

Ablauf und Nebenwirkungen der Anti-HER2-Therapie

Zu Beginn der Behandlung erhalten die Patientinnen die Anti-HER2-Therapie zusammen mit einer Chemotherapie. Die Anti-HER2-Therapie wird über eine Spritze oder Infusion verabreicht und erfolgt bei Frauen ohne Metastasen insgesamt über ein Jahr. Je nach Tumorstadium können dabei gleichzeitig zwei unterschiedliche Anti-HER2-Antiköper zum Einsatz kommen.

Die möglichen Nebenwirkungen sind vielfältig. Betroffene Frauen sollten mit ihrem Behandlungsteam sprechen, mit welchen Nebenwirkungen sie rechnen können. Da die Behandlung den Herzmuskel schädigen kann, wird vor und während der Therapie die Herzfunktion überwacht.

Nachsorge bei Brustkrebs

Ist die lokale Behandlung zunächst abgeschlossen, folgt die Nachsorge. Ziel ist es, einen Rückfall der Erkrankung frühzeitig zu erkennen. Zudem kann der Arzt im Rahmen der Nachsorge mögliche Nebenwirkungen oder Spätfolgen der Therapie erkennen und behandeln. Langfristige Behandlungen wie die Antihormontherapie können durch die Nachsorge begleitet werden.

In den ersten drei Jahren erfolgt alle drei Monate ein Nachsorgetermin, der aus einem Gespräch und einer Tastuntersuchung besteht. Anschließend stehen für weitere zwei Jahre halbjährliche und ab dem sechsten Jahr jährliche Kontrolluntersuchungen an. Mindestens einmal im Jahr soll die Brust zudem mithilfe von bildgebenden Verfahren wie Mammographie oder Ultraschall untersucht werden. Die Nachsorge bei Brustkrebs erfolgt über einen Zeitraum von zehn Jahren.

Zusätzlich zur Nachsorge sollten Frauen selbst auf Veränderungen achten und sich bei Beschwerden an ihr Behandlungsteam wenden, und damit nicht bis zum nächsten Nachsorgetermin warten.

Für alle, die bei Krebs mitreden wollen

Mamma Mia! möchte Betroffenen und Angehörigen ein Stück weit die Angst nehmen und Mut machen, sich der Erkrankung zu stellen. Mit unseren Magazinen wollen wir dabei helfen, einen Weg mit der Erkrankung zu finden: Mit wissenschaftlich fundierten Informationen, die eine wirkliche Auseinandersetzung mit der Erkrankung, den verschiedenen Therapiemöglichkeiten und dem Leben mit Krebs ermöglichen.

  1. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms, Version 4.3, 2021 AWMF Registernummer: 032-045OL, http://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/mammakarzinom
  2. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/mammakarzinom-der-frau/@@guideline/html/index.html#ID0EK1AE
  3. https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/brustkrebs/behandlung-uebersicht.php

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